Angebotspolitik

Angebotspolitik (auch angebotsorientierte Wirtschaftspolitik) im engeren Sinne ist eine makroökonomische Theorie, die besagt, dass Wirtschaftswachstum am effektivsten durch Senkung von Steuern und Verringerung staatlicher Regulierungen geschaffen werden kann.[1][2]

Im weiteren Sinne bezeichnet Angebotspolitik allerdings auch wirtschaftspolitische Konzepte, die davon ausgehen, dass Wachstum und Beschäftigung in erster Linie durch bessere Bedingungen auf der Angebotsseite gefördert werden können. Diese Vorstellung geht unter anderem auf das Say’sche Theorem zurück, welches besagt, dass jedes Angebot sich selbst seine Nachfrage schaffe.[3]

Durch angebotsorientierte Wirtschaftspolitik sollen Verbraucher von einem größeren Angebot an Waren und Dienstleistungen zu niedrigeren Preisen profitieren und die Beschäftigung soll zunehmen.[4] Speziell im angelsächsischen Raum wird dieser Effekt teilweise auch als Trickle-down-Theorie kritisiert.[5]

Die Laffer-Kurve ist eine der zentralen Theorien der Angebotspolitik im engeren Sinne.[6][7] Sie bezeichnet eine Beziehung zwischen Steuersätzen und Staatseinnahmen, die besagt, dass Steuersenkungen bei einem zu hohen Steuersatz aufgrund des dann stärkeren Wirtschaftswachstums zu höheren Staatseinnahmen führen können.[8]

Der Begriff angebotsorientierte Wirtschaftspolitik wurde erstmals 1976 von Herbert Stein, einem ehemaligen Wirtschaftsberater von Präsident Richard Nixon verwendet.[9] Dahinter stehen die Ideen der Ökonomen Milton Friedman, Arthur Laffer und Robert Mundell.[10] Einzelne Thesen der so verstandenen Angebotspolitik sind Konsens unter Ökonomen, andere sind umstritten oder widerlegt.[11][12]

In Deutschland steht die Angebotspolitik, entgegen der Minimalstaatskonzepte etwa amerikanischer Ökonomen, in der Tradition des Ordoliberalismus und der Sozialen Marktwirtschaft.[13] Eine häufige Forderung lautet beispielsweise, den Staat auf seine Kernaufgaben (als Hüter der Wettbewerbsordnung) zurückzuführen.[14]

  1. Harris, Jonathan M., Nelson, Julie A., Roach, Brian., Torras, Mariano.: Principles of economics in context. London, ISBN 978-1-317-46217-0, S. 286.
  2. Dwivedi, D. N.: Macroeconomics : theory and policy. 3rd ed Auflage. Tata McGraw Hill Education Pte Ltd, New Delhi 2010, ISBN 978-0-07-009145-0, S. 372.
  3. Peter Bofinger: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre: Eine Einführung in die Wissenschaft von Märkten. München 2019, S. 337.
  4. Wanniski, Jude, 1936-2005.: The way the world works : how economies fail--and succeed. Basic Books, New York 1978, ISBN 0-465-09095-8.
  5. Why are we still pretending 'trickle-down' economics work? | Morris Pearl. 13. Juni 2019, abgerufen am 30. November 2020 (englisch).
  6. Mankiw, N. Gregory.: Principles of economics. 6th ed Auflage. South-Western Cengage Learning, Mason, OH 2012, ISBN 978-0-538-45305-9, S. 161–162.
  7. Ben L. Kyer, Gary E. Maggs: A Macroeconomic Approach to Teaching Supply-Side Economics. In: The Journal of Economic Education. Band 25, Nr. 1, 1994, S. 44, doi:10.2307/1182895, JSTOR:1182895.
  8. Kolb, Robert W., 1949-: The Sage encyclopedia of business ethics and society. 2nd edition Auflage. Thousand Oaks, California, ISBN 978-1-4833-8151-0, S. 3303.
  9. Atkinson, Robert D.: Supply-side follies : why conservative economics fails, liberal economics falters, and innovation economics is the answer. [1st pbk. ed.]. Rowman & Littlefield, Lanham 2008, ISBN 978-1-4616-4273-2, S. 50.
  10. Fair, Ray C.: Principles of economics. 5th ed Auflage. Prentice Hall, Upper Saddle River, N.J. 1999, ISBN 0-13-095710-0, S. 780.
  11. Lawrence M. Kahn: Labor market policy: A comparative view on the costs and benefits of labor market flexibility: Labor Market Policy. In: Journal of Policy Analysis and Management. Band 31, Nr. 1, Dezember 2012, S. 94–110, doi:10.1002/pam.20602.
  12. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen :11.
  13. Zur Abgrenzung der „Amerikaner“ von den sozialpolitischen Grundfesten der Bundesrepublik Deutschland s. auch Michel Foucault: Die Geburt der Biopolitik. Geschichte der Gouvernementalität II. Vorlesung am Collège de France 1978–1979. Frankfurt am Main 2006, S. 205 f.
  14. So etwa Helmut Kohl in einer Regierungserklärung 1983. Hermann Adam: Von der Inflationsphobie bis zur „schwarzen Null“. In: Wirtschaftsdienst. Band 2016, Nr. 7, 2016, S. 492–500 (wirtschaftsdienst.eu [abgerufen am 20. Oktober 2021]).

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